17. Dezember
Sterneküche auf dem Luxusdampfer
Braucht ihr noch Inspiration für euer Weihnachtsmenü? Vielleicht hilft euch unser heutiges Kalendertürchen weiter: Darin versteckt sich eine ganz besondere Menükarte. Sie stammt vom Schnelldampfer Deutschland und ist auf das Jahr 1904 datiert. An einem 28. April vor über 120 Jahren durften sich wohlbetuchte Passagiere der Ersten Klasse beispielsweise auf ein Ochsenschwanz-Süppchen freuen, oder auf Seezunge Diepper Art (vor unserem Geistigen Auge erscheint frisches Fischfilet in aufgeschlagener Krebsbutter mit Muscheln oder Garnelen) sowie zum krönenden Abschluss auf Gefrorenes nach Nesselrode... Für uns heutige Naschkatzen wohl eher unbekanntes Terrain, daher ein kurzer historischer Exkurs:
Karl Robert von Nesselrode war während des Wiener Kongresses 1814-1815 Leiter der russischen Delegation und Zeitgenossen als Feinschmecker bekannt... Nach ihm wurde eine Süßspeise benannt, die unter anderem aus Kastanienmehl, Walnüssen, Zucker und vielen anderen Leckereien bestand und zum Schluss mit einem Schuss Maraschino (Kirschlikör) verfeinert wurde.
Vom Hoffnungsträger zum „Cocktail Shaker“
Der Schiffsdampfer Deutschland, von dem sich ein historisches Modell erhalten hat und in unserer Ausstellung Belle Époque im Museum Zeughaus besichtigt werden kann, ist 1900 vom Stapel gelaufen. Es war das mehrmals schnellste Schiff auf der Transatlantikroute von Hamburg nach New York und zugleich Hoffnungsträger auf dem Weg in die viel gepriesenen Vereinigten Staaten. Bald aber war auch die Deutschland Geschichte und hieß nur noch „The Cocktail Shaker“, da bei laufenden Maschinen alles vibrierte und man sein eigenes Wort nicht verstand. Auf dem Oberdeck schwankten nicht nur die riesigen Kristalllüster. Auch manches Geschirr ging dabei zu Bruch. Den Apettit hat es hoffentlich niemanden verdorben...
Lesetipp
Mehr über die Luxuskreuzfahrten um 1900, den Zustände in der dritten Klasse uvm. verrät rem-Kunsthistoriker Andreas Krock in seinem Blog-Beitrag „Schwimmende Paläste“.