Speisen wie die Queen

Die Sammlung „François dePoorter“

Museum Zeughaus

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Über die Ausstellung

Erstmals widmen wir exquisitem Wedgwood-Geschirr eine Präsentation. Die Kostbarkeiten aus der Sammlung François dePoorter kamen 2018 in unseren Sammlungsbestand. Es handelt sich um rund 70 Stücke, die vor allem aus der bedeutenden englischen Manufaktur Wedgwood stammen. Höhepunkt ist die große Suppenterrine. Sie entstand um 1770 und ist damit die weltweit älteste bekannte Wedgwood-Terrine. Mit seinem dünnwandigen cremefarbenen Steingut, das gleichzeitig elegant und haltbar war, wurde Wedgwood stilbildend. Die Manufaktur belieferte das englische Königshaus und exportierte die Ware nach ganz Europa. Auch die Frankenthaler Manufaktur eiferte diesem Vorbild nach.

Zur Geschichte der Wedgwood-Manufaktur

Während sich Kurfürst Carl Theodor (1724 – 1799) um die Ansiedlung einer Porzellanfabrik bemühte, wurde im mittelenglischen Staffordshire daran gearbeitet, feines, dünnwandiges und doch stabiles Keramikgeschirr zu produzieren. Aufgrund seiner Farbe wurde das elegante Steingut als „Cream ware“ bezeichnet.

Der sicherlich bedeutendste Produzent dieser Ware in der Grafschaft Staffordshire war der Quäker Sir Josiah Wedgwood (1730 – 1795). Ihm hatte die Produktion der „Cream ware“ bereits 1763 den Titel eines Hoflieferanten (potter to her Majesty) eingebracht. 1765 lieferte Josiah Wedgwood Königin Charlotte (1744 – 1818), der Gemahlin des englischen Königs Georgs III. (1738 – 1820), ein elegantes Speiseservice in cremefarbenem Steingut. Seitdem durfte Wedgwood seine Produkte in „Cream ware“ in „Queens ware“ umbenennen. Das förderte den Absatz der Produkte ungemein. Als dann auf Initiative von Josiah Wedgwood der Kanal zwischen Trent und Mersey errichtet und 1777 fertiggestellt worden war, hatte der Fabrikant einen unmittelbaren Transportweg nach London. Dort wurde ein Laden an der Ecke Great Newport Street und Saint Martin‘s Lane nahe der Themse eröffnet, über den sich die „Queens ware“ bestens verkaufen ließ.

Josiah Wedgwood hatte 1768 die Herstellung der sogenannten „Basalt ware“ erfunden, die antike Vasen aus etruskischen Gräbern imitierte, 1774 folgte dann die berühmte „Jasper ware“, bei der der blaue glänzende Scherben mit weißem Relief dekoriert wird. Die „Cream ware“ konnte im kostensparenden Umdruckverfahren mit Szenen dekoriert werden und sich in ihrem Erscheinungsbild so bemaltem Porzellan annähern. Wedgwood entsprach rasch dem führenden Zeitgeschmack und wurde auf das Festland importiert. Manufakturen wie Frankenthal, Meißen oder Zell am Harmersbach versuchten sich, an Wedgwood zu orientieren und auf diese Weise ihren Umsatz zu fördern.