Archäologen haben‘s schwer

Wenn sich ein norddeutscher Archäologe anschickt, in der Kurpfalz zu arbeiten, kann er in vielerlei Hinsicht dazulernen. Vor allem in sprachlicher. Zur Verdeutlichung sei ein typischer Arbeitsablauf auf einer Ausgrabungsfläche geschildert, bei dem verschiedene Grabungswerkzeuge zum Einsatz kommen. Tatort ist der Mannheimer Ortsteil Seckenheim in der Freiburger Straße 27.

Bevor mit reinen Ausgrabungsarbeiten begonnen wird, entfernt ein Bagger moderne Auffüllschichten auf der Fläche. Dies tut er in der Regel mit einer zahnlosen Schaufel, damit die zu bearbeitende Fläche glatt abgezogen ist. Hat der Bagger seine Arbeit beendet, beginnen die haupt- und ehrenamtlichen Archäologen ihr Tagwerk.

Sie butze mit einem Häckele oder einer Hack (Portugiesische Feldhacke und japanische Spitzblatthacke) die Erd und füllen losen Dreck mit einer Schipp, Dreckschipp oder mit einer großen Schbeiskell in einen 10- oder 20-Liter Åmer. Oft ist die Hack (Duwackshaifelhack) selbst sehr alt und stammt aus Inventaren alter Bauernhöfe. Bei der Arbeit tragen die Helferinnen und Helfer Hängsching / ändsHcher, damit die Hände geschützt und nicht dreggisch werden. Dabei müssen sie uffbasse, dass sie nicht zu viel Erd wegnehmen, es könnte sich ja ein Poschdeloch oder ein Loch darunter verbergen.

Ist der Boden sehr steinig, wird eine Roddhack oder ein Biggl verwendet. Senkrechte Kanten sticht man mit dem Spaade (Schbaale) ab. Fundamente aus Sandsteinbrocken, Ståner, werden mit einer Schbitzkell, Schbachdel  unn  klåne  Schbäschdelin, Bärschd oder einem Håndbessem gereinigt. Mit einer Zåbärschd oder mit einem Bensel arbeiten Archäologen nur in der Glotzkischd. Fundstücke kommen mit einem Fundzettel in eine Dudd, viele Dudde in eine Kischd.

Um in der Sonne nicht zu verbrennen, werden Sunnescherm (Barablie, Bableen) aufgestellt. Ist das Butze beendet und der noigeplaggte Grabungsleiter hat nichts zu meckern, wird die Fläche fotografiert. Einzelne Strukturen werden mit einer Wingertschbritz besprüht. Dazu werden Fluchtstäbe, Foddodafel (Schdeckdäfele), Nordpfeil und Befundnummern ausgelegt und Näggel an verschiedenen Stellen in die Erd geschlagen. Der Fotograf verwendet eine Digitalkamera und ein Foddo mit einem Schwarzweißfilm.

Nach dem Foto erfolgt eine digitale Vermessung der freigelegten Strukturen. Manchmal wird auch händisch mit dem Bleier gezeichnet, die Löcher mit dem Meder ausgemessen. Dann wird auch die absolute Höhe über dem Meeresspiegel ermittelt. Zu diesem Zweck wird ein Nivelliergerät auf ein Stativ geschraubt. Mit der Latt geht es auf den nächsten Kanaldeckel, um eine Gerätehöhe zu bestimmen. Ist das erledigt, werden Strukturen (Grawe, Loch, Offä, Gruwehaus) freigelegt und ausgenommen. Dann heißt es, Dreck aus'm Loch rausholle un feschd schibbe. In Monnem-City werden Siebe zum Doischraidere  vun  Sånd  unn  Kies verwendet. Zum Feierowend wird die Fläche mit einer großen Blaa abgedeckt und mit Stäner beschwert. Ist es sehr heiß, werden alle Strukturen vorher mit einer Gießkånt mit Zodde gewässert.

Zu den wahren Herausforderungen der Archäologen gehören das Wetter und die Eile. Da es nie schnell genug geht, müssen sie oft hören, mach ämol hoddisch. In dieser Zeit hätte eine helfende Hand aber schon einen Åmer Dreck leergemacht.

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