Heiße Schokolade – ein kurfürstlicher Genuss

Schokolade macht glücklich! In der Tat stecken die Bausteine des Glückshormons Serotonin im Kakao. Bereits Kurfürst Carl Theodor konnte der heißen Schokolade nicht widerstehen. Im 18. Jahrhundert war das Getränk ein großer Luxus und wurde aus kostbaren Porzellantassen genossen.

Kurfürst Carl Theodors Lieblingsgetränk

Nachdem Schokolade in der frühen Neuzeit aus Südamerika ins Abendland gelangt war, empfand man sie zunächst als bitter und sah sie daher als eine Medizin. Zudem war Kakao teuer. Daher fand das neuartige Heißgetränk eher in fürstlichen Kreisen Verbreitung. An den Fürstenhöfen des 18. Jahrhunderts war das exotische Getränk heißbegehrt, wurde aber gesüßt genossen – auch am Mannheimer Hof.

Dies geht aus Rechnungen und Bestellungen des Hofes ebenso wie aus dem Schriftwechsel zwischen dem kurfürstlichen Kammerdiener und Hofrat Karl Dusch mit Marchese Tommaso Antichi hervor. Antichi weilte 1769-1798 als kurpfälzischer Gesandter in Rom und beschaffte dort Kurfürst Carl Theodor und seiner Gemahlin verschiedene erlesene Güter. Schokolade rangierte an erster Stelle und musste für den Kurfürsten in ganz erstaunlichen Mengen besorgt werden. Sie war sicherlich nicht bitter, denn neben Cacao di Caracca wurde auch weißer Zucker und Vainiglia di Spagna bestellt. Carl Theodor war von Kindesbeinen an den Genuss heißer Schokolade mit Vanille gewöhnt. Kein Wunder, dass seine Hofschreiner für ihn in fortgeschrittenerem Alter einen Tisch mit extra Aussparung für seinen wohl gerundeten Bauch fertigen mussten.

Kostbare Trinkgefäße bei Hofe

Für sein Lieblingsheißgetränk ließ sich Kurfürst Carl Theodor, als er bereits längst in München war, ganz teure Trinkgefäße nach Schloss Nymphenburg liefern. Die Quellen sprechen unter anderem von einer „Chocoladetasse, mit schwarzem Grund, 3 Parthien bunt ovidische Kinder, Goldblumen, die zu höchst eigenem Behufe“ – also für den Kurfürst höchst persönlich. Hergestellt worden waren die Tassen in der Porzellan-Manufaktur Frankenthal, deren Ansiedelung in der Kurpfalz 1755 Carl Theodor unterstützt hatte und die seit 1762 dem Kurfürst gehörte. Schwarze Gründe und Streublümchen in mehrerlei Gold konnten in Frankenthal erst in der Ära Simon Feylners (1726-1798, ab 1770 Inspektor und ab 1775 Fabrikdirektor in Frankenthal) hergestellt werden. Sie gehörten damals zu den Luxusobjekten der Manufaktur, wie Preisverzeichnisse belegen.

Der konisch geformte Becher mit zwei Henkeln steht seinem Typ nach in der Tradition der Gobelets à lait (Milchbecher) aus Vincennes bzw. Sèvres. Aus solchen Bechern wurde heiße Milch, Bouillon oder heiße Schokolade getrunken. Tasse und Untertasse sind komplett mit einem lackschwarzen Fond überzogen. Die beiden Chinoiserien der Tasse zeigen jeweils einen Chinesen mit Schellenbaum in einer Landschaft mit Pagode. Die Untertasse ist mit zwei Chinoiserien dekoriert, die eine Chinesin mit Schellenbaum sowie einen Pfeife rauchenden Chinesen darstellen. Über den Fond verstreut sind Vögel, Schmetterlinge und andere Insekten. Die Form der Goldmalerei weist eine extreme Kunstfertigkeit auf, da das Gold durch Beimischungen gelb, rosa und weiß abgetönt wurde und zugleich in bestimmten Partien eher matt, in anderen eher glänzend erscheint.

Möglicherweise ließ sich Carl Theodor ein ähnlich gestaltetes Luxusobjekt nach München kommen, um seiner Schokoladenvorliebe zu frönen. Adlige tranken gern ganz allein für sich in ihren fürstlichen Appartements heiße Schokolade.

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