
D-Day – Befreiung Westeuropas von der nationalsozialistischen Herrschaft
Am 6. Juni 1944 landeten alliierte Truppen an den Stränden der Normandie in Frankreich. Der D-Day markierte den Beginn der Befreiung Westeuropas von der nationalsozialistischen Herrschaft. Dieser Tag gilt als einer der entscheidenden Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg. Die Überreste der amerikanischen Landungsschiffe und die zerstörten Bunker des Atlantikwalls sind bis heute ein eindrucksvolles Mahnmal. Bei Fotograf Robert Häusser werden sie zur Todesmetapher.

In der Normandie finden auch dieses Jahr wieder Gedenkveranstaltungen statt – darunter Kranzniederlegungen, militärische Zeremonien und Treffen mit Zeitzeugen. Staats- und Regierungschefs aus verschiedenen Ländern – darunter Vertreter der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Kanadas – nehmen regelmäßig an den Gedenkfeiern teil. Veteranen reisen oft persönlich an die historischen Strände wie Omaha Beach, Utah Beach oder Gold Beach. In Schulen und Medien wird an die Bedeutung dieses Tages erinnert.
Der D-Day steht nicht nur für militärische Strategie, sondern auch für Mut, Opferbereitschaft und die Hoffnung auf Frieden. In einer Zeit globaler Unsicherheiten gewinnt das Erinnern an gemeinsame Anstrengungen für Freiheit und Demokratie wieder an Aktualität.
Robert Häusser – Bunker des Atlantikwalls fotografiert als Todesmetapher
Robert Häusser (1924–2013) setzte sich in seinem Werk intensiv mit der deutschen NS-Vergangenheit kritisch auseinander. Seine Bildserie zu den Bunkern des Atlantikwalls sind architektonische Relikte und können als stille Zeugnisse der Vergangenheit interpretiert werden, die die Präsenz und den Einfluss der Geschichte auf die Gegenwart sichtbar machen.
Wie zerstörte Mausoleen oder mythische Monumentalbauten stehen in der Normandie deutsche Bunker nicht weit vom Strand, wo die Landung der Alliierten stattfand. Der von den Amerikanern als „Omaha Beach“ bezeichnete Landungsplatz war ein Teil des von der Wehrmacht so genannten „Atlantikwalls“. Dort hatte Häusser 1994 die unter Denkmalschutz stehenden amerikanischen Landungsschiffe – „Omaha 94” II, 1994 (AVZ 132) – und die deutschen Bunker „AW 94“, I (AVZ 133), VI (AVZ 135) und VIII (AVZ 134) fotografiert.


Durch nahes Herangehen und Betonung ihrer Untersicht wirken diese Schiffe und Festungsanlagen wie verendete Ungeheuer. Die Schießscharten und Belüftungsöffnungen, die Augen, Nasen und Mündern gleichen, bekommen tierähnliche Physiognomien. Die Landungsschiffe und Bunker, einst als tödliche Maschinerie und Schutzräume gedacht, wirken heute wie Wracks oder wie leere Grüfte, die zum Teil eingestürzt, von Sand oder Erde begraben sind, wobei deren Wände durch Rost und Einschüsse beschädigt wurden. Der Untergang des „Dritten Reichs“ und die Schrecken des Krieges von einst verkörpern sich in den zerstörten Bunkern, die zum Symbol für sinnloses Sterben werden.
Spiegelbild unserer eigenen Destruktivität und Kriegsindustrie
„Der Bunker des Atlantikwalls warnt uns weniger vor dem Gegner aus vergangenen Zeiten als vor dem Krieg von heute und morgen. Wenn man die zur Hälfte vergrabene Masse eines Bunkers mit seinen verstopften Belüftungsanlagen und dem schmalen Schlitz des Beobachtungspostens betrachtet, dann schaut man in einen Spiegel und gewahrt das Spiegelbild unserer eigenen Todesmacht, unserer eigenen Destruktivität, das Spiegelbild der Kriegsindustrie...”. (Paul Virilio: Bunker – Archäologie, München Wien 1992, S. 46.)
Häussers Bunker-Serie fordert den Betrachter auf, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Spuren der Geschichte zu erkennen. Durch seine Todesmetaphern trägt Häusser dazu bei, das Bewusstsein für die Auswirkungen des Nationalsozialismus und die Bedeutung des Erinnerns wachzuhalten.

Neugierig geworden?
Mehr über Robert Häusser und sein Werk erfahren Sie auf den Seiten des Forums Internationale Photographie.