Die Normannen und die Pfalz?
Die Normannen haben ihre Spuren in vielen Teilen Europas hinterlassen. Aber was verbindet die Pfalz mit den Normannen? Die richtige Frage muss in diesem Fall lauten: "Wer?" Die Spurensuche führt zu Gunhild von Dänemark und der Klosterruine Limburg.
Gunhild und ihre Mutter Emma von der Normandie
Als der salische Kaiser Konrad II. eine passende Heiratsverbindung für seinen Sohn – den späteren römisch-deutschen Kaiser Heinrich III. – suchte, fiel seine Wahl aufgrund politischen Kalküls auf Gunhild „von Dänemark“.
Gunhild oder Kunigunde – wie sie später auch genannt wurde – war eine Tochter Knuts des Großen, Großkönig von Dänemark und England, und einer der prominentesten Frauenfiguren der englischen und normannischen Geschichte des beginnenden 11. Jahrhunderts: Emma von der Normandie. Emma war die Tochter des normannischen Herzogs Richard I. und somit Urenkelin des Wikingeranführers Rollo, der als "Urvater" der normannischen Herzöge und Gründer der Normandie gilt. Emma war aber nicht nur Herzogstochter, sondern auch zweifache Königin von England. Vor Knut war sie nämlich mit dessen angelsächsischen Vorgänger Æthelred verheiratet und beeinflusste somit für viele Jahre die Geschicke des Königreichs. Darüber hinaus unterstütze sie zwei ihrer Söhne bei ihrem Anspruch auf den englischen Thron und war die Großtante Wilhelm des Eroberers. Auf diese Verwandtschaftsbeziehung und die enge Bindung zu Emmas Sohn stützte der normannische Herzog 1066 seine dynastischen Ansprüche auf die englische Krone.
Heirat mit Heinrich III.
Als wahrscheinlich einzige Tochter Knuts und Emmas war Gunhild ein Faustpfand der ambitionierten Politik ihrer Eltern und wurde mit sechs oder acht Jahren an den deutschen Herrscherhof geschickt, um mit dem Erben des deutschen Kaisers, Heinrich III., verlobt zu werden. Wie viele andere junge Prinzessinnen oder Fürstinnen wurde sie früh in den Hof eingeführt und dort fertig erzogen. Einige Jahre später, 1036, fand die prunkvolle Hochzeit sowie die Salbung und Krönung Gunhilds zur Königin des römisch-deutschen Reiches statt. Zu diesem Anlass reiste sogar eine Gesandtschaft ihres Bruders Hardiknut aus England an, der mittlerweile – unterstützt von seiner Mutter Emma – seinem Vater Knut auf dem englischen Thron gefolgt war.
Wie es Gunhild, die in den Quellen als von erlesener Schönheit sowie einem zarten und feinen Aussehen beschrieben wird, in ihrer neuen Heimat erging, ist heute im Einzelnen nicht mehr zu rekonstruieren. Aus einem Brief des Wormser Domherren Immo an Bischof Azecho von Worms 1036 ergibt sich jedoch, dass die junge Königin Freunde am Hof hatte. Sie hätte nämlich geklagt, schreibt der Kleriker, dass seit der Abreise des Bischofs, sie „keiner mehr mit Mandelkernen beschenkt und mit väterlichen Worten getröstet hätte“.
Früher Tod
Es ist bekannt, dass Gunhild ein paar Monate nach der Hochzeit ihren Gemahl und die kaiserlichen Schwiegereltern nach Italien begleitete. Die Reise nahm jedoch für Gunhild kein glückliches Ende. Im Sommer 1038 brach im kaiserlichen Lager eine Seuche aus, der auch die junge Königin erlag. Heinrich veranlasste die Überführung ihres Leichnams über die Alpen und Ende des Jahres wurde sie im Beisein Heinrichs und ihrer Schwiegereltern in der Pfalz bestattet. Sie fand ihre letzte Ruhe im Kloster Limburg, dem gerade fertiggestellten Hauskloster der Salier. Die Kirche des Klosters war 1024 im Auftrag von Kaiser Konrad II. und seiner Frau Gisela ausgebaut und erst 1035 nach der Fertigstellung der Krypta eingeweiht worden.
Kloster Limburg
Die nur eine halbe Stunde von Mannheim entfernte, über Bad Dürkheim thronende ehemalige Benediktinerabtei Limburg, ist heute eine wunderschöne Ruine, die den Besuchern und Besucherinnen zur Besichtigung offensteht. Im Mittelschiff der einstigen Kirche, liegt eine Steinplatte, die an Gunhild, die Königin mit normannischen Wurzeln und ihr kurzes Leben im Zentrum der Macht erinnert.
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