
Elfenbein für den Gaumen – Spargelzeit in den rem
Endlich Spargel-Saison! Dampfende Spargelstangen mit Butter, Schinken und dazu ein Glas Weißwein – eine Köstlichkeit nicht nur in der Spargelstadt Schwetzingen. Bis heute gilt das frisch gestochene und in speziellen Töpfen gegarte Gemüse als lukullischer Genuss. Auch am Hofe von Kurfürst Carl Theodor kam es auf den Tisch – und zwar nicht nur als Speise.

Spargel-Genuss in der Römerzeit
Die Römer bauten das besondere Gewächs großflächig an und genossen es aufgrund seiner Bekömmlichkeit sowie seines guten Geschmacks gern als Vorspeise und offenbar ohne Beilagen: Denn der Feinschmecker Lucius Licinius Lucullus (117-57 v. Chr.) soll gesagt haben: „Es kann nur der kochen, dem es gelingt, Spargel ohne Zutat in wonnigster Vollendung aufzutischen.“
Dass Spargel damals fest im Bewusstsein der Römer verankert war, zeigt die Redewendung von Kaiser Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.), dass ein Auftrag „schneller als der Spargel gekocht wird“ zu erledigen sei. Mit der Völkerwanderung kam der Spargelanbau vorerst zum Erliegen.
„Spargel“ aus der Frankenthaler Porzellanmanufaktur
Am Hofe von Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) wurde Spargel in etwas anderer Form „aufgetischt“: Es haben sich nämlich mehrere Nachbildungen von Spargelstangen in Porzellan erhalten. Sie alle stammen aus der Manufaktur Frankenthal und geben durch die blasslila Staffierung der Schuppen und durch grünliche Staffierung dort, wo die Spitzen ans Licht wuchsen, aber auch durch die cremefarbige Glasur „Elfenbein für den Gaumen“ wieder.
Möglicherweise standen sie auf einer Tafel bei Hofe, bei der Spargel gereicht wurde. Denn für manche dieser hohlen Stangen wird angenommen, dass sie Zahnstocher enthielten. Eine andere Annahme geht davon aus, dass diese Nachbildungen zu den Galanteriewaren gehörten, die möglicherweise zur Aufbewahrung von Haar- oder Nähnadeln dienten. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie innen hohl sind und ursprünglich wohl eine Montierung aus vergoldetem Metall besaßen, über das sie geöffnet bzw. geschlossen werden konnten.
Porzellanwaren aus Frankenthal waren im 18. Jahrhundert vielfach ein Abbild dessen, was soeben neu war: so wurden etwa die Seidenmuster, die unter Carl Theodor in den neuen Seidenmanufakturen Frankenthals hergestellt wurden, umgehend auf Porzellanwaren appliziert. Und so wurde Spargel nachgeformt, der zu Zeiten Carl Theodors in Schwetzingen angebaut wurde.

© rem, Foto: Jean Christen
Spargel aus Schwetzingen
Das „königliche Gemüse“ – wie Spargel auch genannt wird – überdauerte das Mittelalter als Heilpflanze in Klostergärten. 1565 wird in einer Urkunde erstmals für Deutschland der Anbau von Gemüsespargel erwähnt und zwar im Stuttgarter Lustgarten des Herzogs von Württemberg. Gut 100 Jahre später ist belegt, dass im Schwetzinger Schlosspark für die kurfürstliche Tafel dieses „Gaumenelfenbein“ angezogen wurde.
Mit dem Wegzug des Kurfürsten nach München 1778 schlief der Spargelanbau im Schlosspark zu Schwetzingen erst einmal wieder ein, bis der Gartendirektor Johann Michael Zeyher (1770-1843) diese Tradition 1820 wiederaufleben ließ. Von dort wanderte das Gemüse über die Parkmauern auf die Felder: Der Ökonom Max Bassermann (1844-1911) erkannte, dass die Böden und das Klima in Schwetzingen für den Spargelanbau bestens geeignet sind. Er legte dort ab 1870 Großkulturen an und ließ die weißen Stangen nur fünf Jahre später in der Konservenfabrik M. Bassermann & Cie. ganzjährig verfügbar machen.

Dies sind auch die Jahrzehnte, in denen sich die Keramikwerkstätten im lothringischen Sarreguemines intensiv dem Thema des Spargels widmeten. Ab 1860 wurde dort auch Majolica hergestellt. Es entstanden Körbchen, Schalen und andere Gefäße für Spargel mit täuschend echten Spargelstangen und schönsten Spargelmotiven.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute hat Spargel Konjunktur – sowohl wegen seines Geschmacks, als auch aufgrund seiner die Gesundheit fördernden Eigenschaften.
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