Kurfürst Carl Theodor auf Sommerfrische
Auch ein Kurfürst braucht mal Urlaub! Carl Theodor hat seine Sommerfrische im 18. Jahrhundert besonders gern im Schwetzinger Schloss samt schattigem Garten verbracht. Dort hielt er es mit der Kleidung leger und auch damals schon sorgte ein Bad und Speiseeis für Abkühlung.
Zerstörte Träume
Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) trug sich immer wieder mit dem Gedanken dort in Sommerfrische zu gehen, wo sich einst der weltberühmte hortus palatinus mit seinen Wasserspielen und die Residenz seiner Vorgänger befanden. Dafür wollte er das Heidelberger Schloss Instand setzen. Schwül-warmes Wetter im Juni 1764 durchkreuzte jedoch jäh diese Pläne. Am 24. Juni 1764 gab es ein furchtbares Gewitter. Zwei gewaltige Blitze trafen das Schloss. Zunächst brannten der Gläserne Saalbau und der Glockenturm aus, dann griff das Feuer auf den Ottheinrichs- und Friedrichsbau über. Das Schloss wurde zur Ruine.
Ferdinand Kobell, der kurfürstliche „Katastrophenmaler“, der 1783/84 die Zerstörung der Alten Brücke in Heidelberg durch Eisgang und Hochwasser in einer Bilderfolge festhielt, hatte auch den Blitzschlag in einem eindrucksvollen Gemälde auf Leinwand gebannt.
Sommerresidenz Schwetzingen
Daher konzentrierten sich ab 1764 alle kurfürstlichen Überlegungen zu einer angemessenen Sommerresidenz allein auf Schloss Schwetzingen. Der Hof zog jedes Jahr im Sommer für mehrere Monate dorthin. Kein Wunder! Carl Theodor muss in seiner offiziellen Kleidung während des Sommers sehr gelitten haben. Bestand doch die Hofkleidung aus einem Hemd und Kniehose (Culotte) und darüber einer aufwendig bestickten Weste sowie einem Rock (Justaucorps) mit Aufschlägen und Besätzen, die mit Gold- und Silberfäden bestickt waren – und nicht zu vergessen die gepuderte Perücke! Um wieviel frischer mag es da der Kurfürst im von Wald und Wasser umgebenen Schwetzinger Schlösschen gehabt haben. Gern unternahm der Kurfürst im schattenreichen Park ausgedehnte Spaziergänge.
Legere Kleidung
Jenseits der offiziellen Termine konnte Carl Theodor dort legerer gekleidet sein. Das spiegeln die Portraits des Kurfürsten von Johann Georg Ziesenis von 1757, das sich heute im Bayerischen Nationalmuseum München befindet, oder das von Johann Peter Hoffmeister, das um 1770 entstand und in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim verwahrt wird. Auf den beiden Bildern ist der Kurfürst in Negligé-Kleidung, in der leichteren und lockeren Robe de chambre mit knielanger Culotte, Hausmantel bzw. Hausanzug oder Pantoffeln dargestellt.
Badevergnügen
1772 wurde das Badhaus im Schlosspark Schwetzingen fertiggestellt. In diesem durch Hecken versteckten Schlösschen konnte Carl Theodor sogar auf derartige leichtere Hüllen verzichten und sich in der Abgeschiedenheit dieses intimen Rückzugsortes im kühlen Nass erfrischen. Denn aus Rohren in Gestalt von Schlangen konnte das Wasser in eine ovale Marmorbadewanne fließen. An kühlen Tagen hätte sogar beheiztes Wasser eingeleitet werden können. Ob der Kurfürst dort tatsächlich badete, ist nicht durch Quellen belegt. Doch sind mehrere Kuraufenthalte Carl Theodors in Schlangenbad überliefert. Zweifelsohne kannte der Kurfürst auch andere fürstliche Bäder, wie die Badenburg der Wittelsbacher Verwandten in Nymphenburg, das Bad des Speyerer Bischofs in Schloss Kislau oder das seiner Gemahlin in Oggersheim. Nach dem Bericht des Gesandten Andreas von Riaucour aus dem Jahr 1772 badete Elisabeth Auguste dort tatsächlich. Wie hätte Carl Theodor dann in Schwetzingen ohne Bad auskommen sollen!
Kühle Getränke und Eis
Für gekühlte Getränke und Speiseeis war in Schwetzingen ebenfalls gesorgt. Im Kellerbereich unter dem Anbau zum oberen Wasserwerk befinden sich bis heute gewaltige Gewölbe. In diesen lagerte man Eisblöcke ein, die im Winter im großen Bassin des Parks geschnitten und im Keller mit Stroh zusätzlich isoliert wurden. Dieses Eis diente dem Kühlen von Lebensmitteln und Getränken. In kleine Stücke zerstoßen kam das Eis in Flaschenkühler.
Als Dessert wurde Obst zerkleinert und püriert, dann mit Zucker und Alkohol vermischt und anschließend mit Eisstücken gekühlt. Dies war das Fruchteis des Barock, das in edlen Eisbechern aus Carl Theodors Frankenthaler Porzellanmanufaktur kredenzt wurde.
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