
Rückgabe von Benin-Bronzen an Nigeria
Die Reiss-Engelhorn-Museen werden ihre Bestände an Benin-Bronzen nach Nigeria restituieren. Dies beschloss der Mannheimer Gemeinderat in seiner Sitzung am 29. Juli 2025. Wir sind nun beauftragt, weitere Schritte zur Eigentumsübertragung und möglichen Restitutionen einzuleiten. Ein Teil der Objekte soll als Dauerleihgabe in Deutschland verbleiben. Die Priorisierung und die Zeitplanung werden von der nigerianischen Seite vorgenommen.

Die Reiss-Engelhorn-Museen setzen sich aktiv für die Rückgabe der Benin-Hofkunst ein, die 1897 im Zuge der britischen Plünderung von Benin-City im heutigen Nigeria geraubt wurde. Diese Objekte – die meist als Benin-Bronzen bezeichnet werden – besitzen eine immense kulturelle, historische und symbolische Bedeutung für Nigeria und die Nachfahrinnen und Nachfahren des Königreichs Benin. Obwohl eine monetäre Bewertung kaum möglich ist, liegt der Wert dieser Kunstwerke vor allem in ihrer identitätsstiftenden Kraft.
Benin-Bronzen an den rem
Derzeit verwahren die Reiss-Engelhorn-Museen 29 Benin-Bronzen. Darunter befinden sich drei Gedenkköpfe, drei Reliefplatten sowie Glocken, Gefäße, beschnitzte Elefantenstoßzähne und Waffen. Die Stücke gelangten größtenteils in den 1920er Jahren durch Schenkung oder Ankauf nach Mannheim. Einige kamen 1935 bei einem staatlich angeordneten Ringtausch badischer Museen von Karlsruhe in die Quadratestadt.
Im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojekts konnte die Provenienz der Artefakte intensiv untersucht werden. Wir stehen bei diesem Thema im engen Austausch mit anderen deutschen Museen und setzen auf Transparenz. So wurden unsere Benin-Bestände online veröffentlicht und sind somit für alle zugänglich – sowohl in der deutschlandweiten Online-Datenbank der Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten als auch auf der internationalen Plattform „Digital Benin“.

Dieser Gedenkkopf gelangte 1900 als Geschenk des Afrikaforschers Hans Meyer (1858-1929) in die Großherzogliche Sammlung nach Karlsruhe. 1935 kam er durch den staatlich angeordneten Badischen Ringtausch aus Karlsruhe nach Mannheim.
Politischer Rahmen
Im April 2021 befürworteten Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände die Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria. Die Stadt Mannheim schloss sich dieser Initiative an. Im Juli 2022 wurde die „Gemeinsame Erklärung zur Rückgabe der Benin-Bronzen“ von Deutschland und Nigeria unterzeichnet und schuf den rechtlichen und politischen Rahmen für die Rückführung. Die fünf deutschen Museen mit den umfangreichsten Sammlungen – darunter das Museum am Rothenbaum Hamburg, das Linden-Museum Stuttgart und das Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – haben bereits im Jahr 2021 Eigentumsübertragungen an Nigeria vorgenommen. Eine erste Auswahl an Objekten wurde im Dezember 2022 nach Nigeria überführt.
Die nigerianische Seite – vertreten durch die National Commission for Museums and Monuments (NCMM) – hat kürzlich mit dem Oba von Benin einen Vertrag zur Eigentumsfrage und Verwahrung der restituierten Kunstwerke geschlossen. Dieser Vertrag erkennt das Eigentumsrecht des Oba an, überträgt aber die Verantwortung für die Verwahrung und Verhandlungen an die NCMM. Eine Veräußerung der Objekte ist ausgeschlossen.
gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste
Neugierig geworden?
Unsere Bestände an Benin-Bronzen sind online abrufbar in der Online-Datenbank der Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und der internationalen Plattform Digital Benin.
Unsere Sammlung „Weltkulturen“ umfasst rund 40.000 Kulturgüter von fünf Kontinenten. Mehr erfahren Sie hier.
Besuchen Sie auch unsere Seiten zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten.
In Film und Audio-Podcast gewähren rem-Direktorin Dr. Sarah Nelly Friedland und der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter Oussounou Abdel-Aziz Sandja einen Einblick in die Provenienzforschung an den rem. Werfen Sie einen Blick in unser Depot. Zu den digitale Angeboten
