Unterm Apfelbaum – 70 Jahre Tag des Baumes

Das Bild „Apfelbaum“ des schwedischen Fotografen Sten Didrik Bellander hält einen unbeschwerten Moment fest. Seit 70 Jahre lädt der Tag des Baumes zum Mitmachen ein. Auch beim Klimaschutz spielen Bäume eine wichtige Rolle.

Zum 70. Mal jährt sich in diesem Jahr der Tag des Baumes. Nachdem die Vereinten Nationen am 27. November 1951 seine Einführung auf internationaler Ebene beschlossen hatten, wurde in Deutschland dieser Ehrentag erstmalig am 25. April 1952 begangen. In einer Feierstunde pflanzten der damalige Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Bundesinnenminister Robert Lehr, zusammen mit dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss im Bonner Hofgarten einen Ahornstamm. Gleichzeitig formulierte die SDW ihr Ziel für die Zukunft: In jeder Gemeinde und Schule sollen der Bevölkerung und insbesondere der Jugend durch symbolische Pflanzungen und Veranstaltungen die hohe Bedeutung des Baumes nähergebracht werden. Die Einführung des Aktionstages geschah, um auf die massive Übernutzung der Wälder während der Nachkriegsjahre aufmerksam zu machen. Die Lage war ernst. Anfang der 1950er-Jahre waren bereits zehn Prozent des Waldes in Deutschland durch Kahlschlag zerstört.

Inzwischen ist der Tag des Baumes zu einer der erfolgreichsten Mitmachaktionen im Naturschutz geworden. Am 25. April finden bundesweit zahlreiche Aktionen rund um die Erhaltung und Förderung des deutschen Wald- und Baumbestandes statt. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Im Durchschnitt werden an diesem Tag 70.000 Bäume gepflanzt – das Spektrum reicht von der Pflanzung von Wildlingen bis zu stattlichen Bäumen in Städten oder entlang von Alleen. Der Baum des Jahres 2022 ist die Rotbuche (Fagus sylvatica), die diesen Titel nach 1990 bereits zum zweiten Mal trägt.

Beitrag zum Klimaschutz

Die nachhaltige Aufforstung unserer Wälder ist wichtiger denn je. Als Folge des Klimawandels ist der deutsche Wald auf einer Fläche von rund 277.000 Hektar schwer geschädigt. Zudem gilt es, die Vielfalt des Baumbestandes, zu der laut Bundeswaldinventur rund 51 Baumarten bzw. -gruppen zählen, nachhaltig zu schützen.

Neben den Waldbäumen tragen auch die Obstbäume auf den Streuobstwiesen maßgeblich zum Klimaschutz bei. Die Anbaufläche von Äpfeln liegt bei 33.600 Hektar (Stand 2021) und macht rund 70 Prozent der gesamten Baumobstanbaufläche aus. Apfelbäume werden in Mitteleuropa bereits seit dem 6. Jahrhundert angebaut. Ihre Blüte fällt hierzulande meist in den Mai, dabei markiert der Blühbeginn des Apfels im phänologischen Kalender den Beginn des Vollfrühlings. Im Hinblick auf den stetig fortschreitenden Klimawandel können durch die Protokollierung örtlicher Verschiebungen der Apfelblüte Rückschlüsse auf allgemein beobachtbare Klimaveränderungen gezogen werden. Seit den 1950er-Jahren hat sich die Apfelblüte etwa in Norddeutschland um knapp zwei Wochen nach vorne verlagert und ist somit ein wichtiger Indikator für die globale Erwärmung.

„Apfelbaum“ von Sten Didrik Bellander

Von allen Krisen und Umweltkatastrophen weit entfernt ist das Bild „Apfelbaum“ des schwedischen Fotografen Sten Didrik Bellander aus dem Jahr 1960. Der Schauplatz ist ein Garten, vermutlich irgendwo in Schweden, in dessen Mitte ein Apfelbaum wächst. Die Äste hängen voller Äpfel und biegen sich unter der Last der Früchte zu Boden. Alles ist verwildert, nur das Stückchen Gartenzaun am rechten Bildrand suggeriert als Grenze zum akkurat gepflegten Nachbargarten das Bemühen, die Natur zu zähmen. Dem kleinen Kind sind diese Nebensächlichkeiten egal. In einem Moment kindlicher Unbeschwertheit steht es, von der Mutter sorgsam in Regenmantel und -hut „eingepackt“, staunend unter dem Baum und versucht mit seinen Armen den Stamm zu umgreifen und dessen Umfang zu erkunden.

Sten Didrik Bellander (1921-2001) begann seine Karriere als Assistent in verschiedenen Studios in Schweden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte er ein Jahr in den USA, wo er die School of Modern Photography besuchte und von dem damals noch relativ unbekannten Fotografen Richard Avedon unterstützt und inspiriert wurde. Ab 1948 betrieb er sein eigenes Studio, in dem er der Porträt-, Werbe-, Mode- und Industriefotografie nachging. 1958 gründete er zusammen mit Tore Johnson und Hans Malmberg das Avantgarde-Fotografenkollektiv „TIO Fotografer“ (übersetzt: zehn Fotografen), dessen Archiv heute im Nordiska museet in Stockholm verwahrt und wissenschaftlich betreut wird.

Bekannt wurde Bellander vor allem durch seine einfühlsamen Aufnahmen von Kindern. Er selbst sagte einmal über sein Werk, er habe alles fotografiert, von Blechdosen bis zu ernsthaften Porträts. Am liebsten fotografiere er aber Kinder, da diese im Gegensatz zu Erwachsenen noch völlig unbeschwert sind und selten eine Maske aufsetzen. Seine Aufnahme „Apfelbaum“ befindet sich in der zeitgenössischen Helmut Gernsheim-Collection, die im Forum Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen betreut wird. Ein herzlicher Dank gilt Tom Bellander für den Austausch und die Erteilung der Bildrechte.

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