
Warum haben wir keine Online-Sammlung?
Die digitale Transformation hat längst die Museumswelt erreicht. Zahlreiche Institutionen machen inzwischen bedeutende Teile ihrer Sammlungen online zugänglich. So auch die Reiss-Engelhorn-Museen. Doch eine eigene Online-Sammlung haben wir noch nicht und stellen uns daher die Frage, wie eine solche aussehen kann und was wir auf dem Weg dorthin beachten müssen? Um genau diese Fragen zu diskutieren, luden wir Interessierte zu einem Workshop ein. Ziel war es, die Bedürfnisse verschiedener Interessengruppen im direkten Austausch zu erfassen und in unsere Planungen einfließen zu lassen.

Herausforderungen und Realitäten
Eine zentrale Erkenntnis des Workshops ist, dass Digitalisierung zwar vielerorts bereits Alltag ist, die Möglichkeiten dazu jedoch sehr unterschiedlich verteilt sind. Während manche Museen über erhebliche Budgets für die Digitalisierung verfügen, sieht die finanzielle Realität in Mannheim deutlich bescheidener aus.
Zudem wurde klar, dass nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern auch technische Fragen und infrastrukturelle Herausforderungen entscheidend sind. Fragen wie „Wo speichern wir die Daten?“, „Welche Qualität sollen Fotos von Objekten haben?“ und „Wie gehen wir mit sensiblen Beständen um?“ standen im Raum. Es wurde deutlich, dass eine Digitalstrategie aus weit mehr besteht, als dem bloßen Hochladen von Bildern ins Internet. Insbesondere die Datenspeicherung stellt eine erhebliche Herausforderung dar: Speicherplatz ist knapp und die städtischen Strukturen erfordern oft kostenintensive Lösungen, was die Umsetzung zusätzlich erschwert.
Transparenz und Sensibilität
Ein wichtiger Aspekt, der intensiv diskutiert wurde, war der Umgang mit sensiblen Beständen – etwa mit menschlichen Überresten oder Objekten kolonialer Herkunft. Die Reiss-Engelhorn-Museen sehen die Digitalisierung auch als Möglichkeit, ihre Provenienzforschung transparenter zu machen und gleichzeitig einen offenen Dialog mit den Herkunftsgemeinschaften und der interessierten Öffentlichkeit zu fördern. Dabei gilt es, sorgfältig abzuwägen, welche Informationen online gestellt werden und wie dabei ethische Standards und kulturelle Sensibilitäten gewahrt bleiben.
Hier standen ethische und rechtliche Fragen im Fokus: Was darf gezeigt werden, was sollte nicht öffentlich bleiben? Einigkeit bestand darin, dass eine Online-Sammlung nicht nur transparent sein sollte, sondern auch verantwortungsvoll mit möglichen Fehlern umgehen muss. Im Workshop wurde klar, dass Fehler passieren können und werden. Entscheidend sei aber, diese transparent zu kommunizieren, offen zu korrigieren und daraus zu lernen.
Was erwartet die Öffentlichkeit?
Der Workshop zeigte auch, wie vielfältig die Erwartungen an eine Online-Sammlung sind: Manche wünschen sich umfangreiche, ungefilterte Datensätze und offene Zugänglichkeit, während andere gezielt kuratierte Highlights bevorzugen, ergänzt durch vertiefende Kontextualisierung. Dabei spielte der Wunsch nach Interaktion und Feedback eine wesentliche Rolle. Die Möglichkeit, über eine Kommentarfunktion oder andere interaktive Tools mit dem Museum in Dialog zu treten, wurde als besonders wichtig hervorgehoben.
Gleichzeitig zeigte sich, dass es eine große Bandbreite von Interessen und Bedürfnissen gibt. So wurde etwa betont, dass bisher weniger öffentlich präsentierte Sammlungsbereiche priorisiert digitalisiert werden sollten, um auch bisher vernachlässigte Themen sichtbar zu machen.
Wie geht es weiter?
Fest steht: Digitalisierung ist notwendig, doch die Umsetzung muss realistisch geplant und Schritt für Schritt erfolgen. Als Museum fühlen wir uns der Transparenz verpflichtet, wollen und müssen aber gleichzeitig den Erwartungen, technischen Grenzen und ethischen Verpflichtungen gerecht werden. In den kommenden Monaten wird es darum gehen, konkrete Schritte zu definieren, technische Lösungen zu evaluieren und weitere Gespräche mit den verantwortlichen Stellen der Stadt und des Landes zu führen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden des Workshops für die wertvollen Einblicke und Anregungen. Der Austausch mit Ihnen hat deutlich gemacht, dass die Schaffung einer Online-Sammlung ein demokratischer Prozess ist, bei dem viele Stimmen gehört werden müssen. Unsere Aufgabe ist es nun, diesen Prozess offen und nachvollziehbar weiterzuführen und die Ergebnisse mit Ihnen zu teilen.
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Besuchen Sie auch unsere Seiten zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten.