Die Bedeutung des Black History Months für die rem

Im Februar wird der Black History Month – der Monat Schwarzer Geschichte – gefeiert. Der aus den USA stammende Aktionsmonat stellt einen wichtigen Anlass für die Würdigung bedeutender Beiträge von Schwarzen Menschen in der Geschichte und der Gegenwart dar. Dieser Monat bietet die Gelegenheit, das Bewusstsein für die oft übersehene Geschichte von Schwarzen Gemeinschaften zu stärken und sichtbar zu machen. Daher ist der Black History Month auch für die Reiss-Engelhorn-Museen von besonderer Bedeutung.

Die Ursprünge des Black History Month

In den Vereinigten Staaten fand die Black History Week, die heute als Black History Month bekannt ist, zum ersten Mal im Jahr 1926 statt. Die Aktionswoche wurde von dem afroamerikanischen Historiker Carter G. Woodson ins Leben gerufen. Woodson wollte auf die Vernachlässigung der schwarzen Geschichte in den USA hinweisen – einen Minderheitenblick auf die Mehrheitsgesellschaft richten. Der Monat Februar wurde ausgewählt, weil er der Geburtsmonat des Bürgerrechtlers und Autors Frederick Douglass und des ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln ist. Beide trugen maßgeblich zur Abschaffung der Sklaverei bei. Aus diesem Grund richteten Hochschulen, Kulturinstitutionen und nicht zuletzt Museen erstmals Veranstaltungswochen ein, die sich über den Monat Februar verteilten und auf die Geschichten von Schwarzen Menschen aufmerksam machten, die oft unterrepräsentiert waren und immer noch sind.

Verantwortung und Umgang mit postkolonialen Strukturen

Historisch gesehen haben die Museen des Globalen Nordens vor allem dazu beigetragen, eine einseitige Darstellung der Geschichte zu präsentieren. Es ist nicht nur relevant, dass die Geschichte von PoC (People of Color) überhaupt erzählt wird. Viel wichtiger ist, wie sie erzählt wird. Daher ist es bedeutsam, die etablierten Narrative über den Erwerb der einzelnen Objekte in Frage zu stellen, die über Jahrzehnte in Umlauf gebracht und aufrechterhalten wurden. Fast alle Museumssparten des Globalen Nordens sind vermehrt als koloniale Akteur:innen aufgetreten und haben letztlich vom Kolonialismus profitiert. Sie waren fest in die Strukturen des kolonialen Machtapparats eingebunden.

In der Kolonialzeit wurden beispielsweise in zahlreichen Museen sogenannte „Völkerschauen“ von indigenen Bevölkerungen aus den Kolonialgebieten durchgeführt. Solche Menschenausstellungen zeigen, in welchen Dimensionen damals Museen genutzt wurden, um die Kolonialregimes zu festigen. Zum 300-jährigen Stadtjubiläum fand auch in Mannheim eine solche Ausstellung statt. 1907 wurden 80 Darsteller:innen aus dem äthiopischen Abessinien in die badische Industriemetropole gebracht. Marion Jourdan beschreibt dieses Ereignis im Sammelband „Imperiale Weltläufigkeit und ihre Inszenierungen“ als Zurschaustellung exotischer Völker. Legitimiert wurde dies durch koloniale Haltungen und der Überzeugung an eine herrschende Kulturüberlegenheit.

Die tatsächlichen Umstände, unter denen das Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Besitz genommen wurde, müssen anerkannt und eine gemeinsame Erinnerungskultur angestrebt werden. In diesem Zusammenhang haben Museen des Globalen Nordens die Verantwortung, die Lücken zu schließen und die Wahrheit aufzuzeigen, um somit auch die Geschichte und Kultur der Schwarzen Gemeinschaften zu würdigen und zu bewahren.

Museen, wie die Reiss-Engelhorn-Museen auch, verstehen sich als ein Ort, der sich der Erforschung, Erhaltung und Vermittlung der kulturellen Vielfalt und der Geschichte widmet. Daher sehen sie sich mit ihren laufenden Sammlungsaufarbeitungsprojekten vor die moralische Aufgabe gestellt, dafür zu sorgen, dass ihre Sammlungen und Ausstellungen eine vielfältige, ehrliche und genaue Darstellung der Schwarzen Geschichte bieten. Dabei ist es zudem wichtig, dass lokale Herkunftsgemeinschaften in die Entscheidungsprozesse des Museums einbezogen werden, sodass ihre Perspektiven und Erfahrungen angemessen berücksichtigt werden. Nur so können Museen dazu beitragen, Vorurteile und Stereotypen zu überwinden und zu einer gerechteren sowie inklusiveren Gesellschaft beitragen.

Der Black History Month soll daher die weiße Mehrheitsgesellschaft auf strukturelle Probleme aufmerksam machen und Vorurteile abbauen. Denn auch wenn es der Titel „Black History Month“ suggeriert: Es ist keine vergangene Geschichte, die Erfahrungen von Rassismus und Marginalisierung erzählt. Für hunderttausende PoC sind sie immer noch Teil der deutschen Gegenwart.

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In Film und Audio-Podcast gewähren rem-Direktorin Dr. Sarah Nelly Friedland und der wissenschaftliche Mitarbeiter Oussounou Abdel-Aziz Sandja einen Einblick in die Provenienzforschung an den rem. Werfen Sie einen Blick in unser Depot. Zu den digitale Angeboten