Forschungsstelle Frühgeschichte

Seit Januar 2004 leitete die Archäologin Dr. Ursula Koch als wissenschaftliche Kuratorin die Forschungsstelle „Frühgeschichte“ am Curt-Engelhorn-Zentrum. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit standen die archäologischen Funde aus dem Rhein-Neckar-Raum und dem nördlichen Oberrheingebiet, ausgehend von den überaus reichen Beständen der archäologischen Sammlungen der Reiss-Engelhorn-Museen.

Der Bestandkatalog für Mannheim-Vogelstang wurde abgeschlossen. Er umfasst eine Beschreibung der Grabungsbefunde und aller Objekte sowie eine Abbildungsdokumentation. Die Bestandskataloge der bis 2003 aufgedeckten Mannheimer Gräberfelder mit einer Dokumentation der Befunde und Funde sowie Abbildungen aller Objekte wurden abgeschlossen. 2017 erschien das große Gräberfeld von Wallstadt/Vogelstand, 2018 Sandhofen, 2021 Straßenheim und Feudenheim. Das Gräberfeld von Schwetzingen wurde in Band 41/2022 der Fundberichte Baden-Württemberg veröffentlicht.

Die Ergebnisse der archäologisch-historischen Auswertungen sind in die Ausstellung Wilde Völker an Rhein und Neckar eingeflossen. Anhand der Funde unter anderem aus Sandhofen, Straßenheim, Vogelstang und besonders aus dem neuen Gräberfeld vom Hermsheimer Bösfeld wird die Welt der frühmittelalterlichen Hofgesellschaften mit den Hofherren und ihren Gefolgschaftskriegern, mit den Hofherrinnen und ihren Verwandten, dem Gesinde und den Kindern anschaulich.

Funde aus dem Rhein-Neckar-Raum und dem nördlichen Oberrheingebiet

Um die Besiedlungsgeschichte des Rhein-Neckar-Raumes im Rahmen der fränkischen Expansion besser beurteilen und einordnen zu können, wurden Gräberfelder auf der westlichen Seite von Ober- und Mittelrhein mit in die Untersuchungen einbezogen, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Dr. Mathilde Grünewald, Direktorin des Museums der Stadt Worms im Andreasstift. Die merowingerzeitlichen  Funde des Wormser Museums liegen seit 2009 in Form eines kommentierten Bestandskataloges in drei Bänden vor.

Soziale Gliederung der frühmittelalterlichen Hofgesellschaft

Ergebnisse der archäologisch-historischen Auswertung der merowingerzeitlichen Gräberfelder  aus dem Mannheimer Stadtgebiet wurden 2007 in Band I,2 von „Mannheim vor der Stadtgründung“ monographisch veröffentlicht. Ein Schwerpunkt war die chronologische und soziale Gliederung des Gräberfeldes von Mannheim-Vogelstang mit 482 archäologisch erkannten Bestattungen.

Sozialstrukturen einer fränkischen Hofgesellschaft ließen sich besonders gut in Mainz-Hechtsheim aufzeigen, dem mit 293 Gräbern bisher größten rheinhessischen Gräberfeld. Die Publikation ist in Zusammenarbeit mit der Mainzer Denkmalpflege in Vorbereitung.

Die Ergebnisse können nun in die Untersuchungen des Gräberfeldes von Mannheim-Sandhofen einfließen. Da dieses aber wieder gänzlich anders gegliedert ist, wird hier die außerordentliche Vielfalt der fränkischen Hofgesellschaften deutlich.