Die Geschichte der Reiss-Engelhorn-Museen

Die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim blicken auf eine lange bewegte Entstehungsgeschichte. Ihre Anfänge gehen auf die Sammlungen der wittelsbacher Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor im 18. Jahrhundert zurück. Heute sind die Reiss-Engelhorn-Museen, kurz „rem“ genannt, ein international agierender Museumskomplex, ein herausragender Ausstellungsstandort und ein etabliertes Forschungszentrum.

Hier erfahren Sie mehr über die bewegte Geschichte der kurfürstlichen Sammlungen, über die Entstehung des Stadtmuseums im 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zur Entwicklung eines international bedeutenden Museumskomplexes der Gegenwart.

Direktorinnen und Direktoren

1949 wird Ludwig W. Böhm Direktor des Reiss-Museums. 1962 folgte ihm Herbert Meyer. Im Jahr 1974 übernimmt Erich Gropengießer diese Funktion. 1990 folgt Karin von Welck als Museumsdirektorin.

Alfried Wieczorek wird 1999 Direktor des Reiss-Museums, im Jahr 2001 der Reiss-Engelhorn-Museen. Im Jahr 2010 wird er erster Generaldirektor des inzwischen international agierenden Museumskomplexes.

Seit 2021 ist Wilfried Rosendahl Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen.

18. Jahrhundert

Kurfürstliche Glanzzeit

Die Wurzeln der Sammlungsbestände der heutigen Reiss-Engelhorn-Museen liegen in der Zeit der wittelsbacher Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor. Sie legen in den 1730er Jahren den Grundstein für:

  • die Gemäldegalerie
  • das Zeichnungs- und Kupferstichkabinett
  • das Naturalienkabinett
  • die Münzen- und Medaillensammlung
  • die Antikensammlung
  • das physikalische Kabinett
  • und die Schatzkammer

In den Jahren 1777 / 1778 wird unter Kurfürst Carl Theodor nach Plänen des Baumeisters Peter Anton von Verschaffelt das Zeughaus als Waffenarsenal errichtet. Es zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern des deutschen Frühklassizismus in Mannheim. Heute sind im „Museum Zeughaus“ Präsentationen aus den kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen und aus der Antikensammlung zu sehen. Außerdem ist das Ausstellungshaus Ort großer Sonderausstellungen der Reiss-Engelhorn-Museen.

19. Jahrhundert

Bürgerschaftliches Engagement

Das 19. Jahrhundert ist geprägt vom bürgerschaftlichen Engagement. Die Bestände des 1859 gegründeten „Mannheimer Altertumsvereins“ werden mit denen des großherzoglichen Antiquariums zu den vereinigten Altertumssammlungen zusammengeschlossen.

Die Geschwister Reiß begeben sich auf ihre vielbeachteten Reisen, von denen sie umfangreiche Konvolute an Fotografien mit zurück in ihre Heimatstadt Mannheim bringen. So bricht Wilhelm Reiß 1868 zu seiner achtjährigen Expedition durch Südamerika auf. Seine Geschwister Carl und Anna Reiß reisen 1879 erstmals nach Ägypten. Nur vier Jahre später führt sie eine Weltreise über China und Japan bis nach Nordamerika. Heute bilden die Reisefotografien der Geschwister den Grundstock für die historische Reisefotografie-Sammlung des Forums Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen.

20. Jahrhundert

Zerstörung und Wiederaufbau

1905 wird in Mannheim das Stadtgeschichtliche Museum in L1 eröffnet. Seit 1908 wird das Mannheimer Zeughaus vorrangig als Naturkundemuseum genutzt. Im Jahr 1926 wird das Mannheimer Schlossmuseums eröffnet. Alle kurfürstlichen, dann großherzoglichen und schließlich badischen Sammlungen werden der Stadt überlassen. Das Theatermuseum in E7 eröffnet 1936. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Museumsgebäude „Zeughaus“ große Schäden. Der Wiederaufbau beginnt ab dem Jahr 1946. Elf Jahre später, 1957, kann das Reiss-Museum im Zeughaus seine Pforten für das Publikum wieder öffnen. 1988 wird die Eröffnung des Erweiterungsbaus für das Reiss-Museum in D5 gefeiert. Das heutige Museum Weltkulturen wurde nach Entwürfen des Architekten Carlfried Mutschler und des Künstlers Erwin Bechtold erstellt.

21. Jahrhundert

Vom Stadtmuseum zum international agierenden Museumskomplex

Seit den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Reiss-Engelhorn-Museen vom Stadtmuseum zum international agierenden Museumskomplex etabliert. Heute gehören neben den Ausstellungshäusern auch renommierte Forschungseinrichtungen dazu. Unterstützt wird die Museums-, Ausstellungs- und Forschungsarbeit von bedeutenden Stiftungen und namhaften Sponsoren und Kooperationspartnern.

In den Jahren 2000 bis 2009 entstehen:

  • die Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen.
  • das Forum Internationale Photographie
  • das neue Institut Curt-Engelhorn-Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte
  • die Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH
  • ZEPHYR – Raum für Fotografie
  • die Bassermann-Kulturstiftung Mannheim

In dieser Dekade wird mit Beschluss des Mannheimer Gemeinderates das Reiß-Museum 2001 bezugnehmend auf die Stifterfamilien Engelhorn insgesamt in Reiss-Engelhorn-Museen umbenannt. Das Museum Zeughaus feiert im Januar 2007 nach dreijähriger Generalsanierung seine Wiedereröffnung.

2010 bis heute wächst der Museumskomplex weiter:

Das Klaus-Tschira-Labor für physikalische Altersbestimmung wird eröffnet. Die sich in kommunaler Trägerschaft befindenen Reiss-Engelhorn-Museen erhalten 2010 formell den Status eines Landesmuseums. Kurz darauf feiern sie die Eröffnung des Museums Bassermannhaus für Musik und Kunst. 2012 wird die Museums Management Mannheim GmbH (MMM) gegründet, nur ein Jahr später folgt die Gründung der rem gGmbH, heute: rem gGmbH Stiftungmuseen, sowie die Gründung der Brombeeren-Stiftung.  2014 findet die Übernahme der dendrochronologischen Sammlung der Universität Hohenheim in ein neues Labor der Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH statt. Im selben Jahr eröffnet die Ausstellung „Ägypten – Land der Unsterblichkeit“. Mit der Gründung einer eigenen Abteilung für altägyptische Kunst und Kulturgeschichte etablieren die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim einen neuen Standort für das Thema Altägypten in der deutschen Museumslandschaft. Der Teilbereich der Bioarchäologie in der Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH wird 2016 erweitert. 2017 erfolgt die Einrichtung der Außenstelle Villa Poensgen an der Universität Heidelberg mit der Forschungsstelle „Geschichte und Kulturelles Erbe“. Das neue von der Brombeeren-Stiftung errichtete Museumsdepot am Standort Mannheim-Mallau wird in Betrieb genommen und 2019 wird die Grundsteinlegung für das Museum Peter & Traudl Engelhornhaus gefeiert. 2020 werden die Sanierungsarbeiten am denkmalgeschützten „Raschighaus“, Sitz des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie gGmbH beendet. Im Januar 2023 wird das neue Museum Peter & Traudl Engelhornhaus mit den Ausstellungsschwerpunkten Fotografie und Glaskunst feierlich eröffnet.