
„Wiederentdeckungen“ bereichern Impressionisten-Ausstellung
Aktuell bereiten wir unsere neue Sonderausstellung „AUFGETAUCHT!“ vor, die am 21. September ihre Tore öffnet. Die ersten Gemälde sind bereits da und warten im Depot auf ihren großen Auftritt. Darunter befinden sich auch zahlreiche „Wiederentdeckungen“, die seit mehr als 100 Jahren erstmals wieder öffentlich präsentiert werden. Diese liefern spannende Einblicke in Leben und Werk des Impressionisten Philipp Klein.

Der Maler Philipp Klein stellte gemeinsam mit Größen wie Claude Monet, Wassily Kandinsky oder Edvard Munch aus. Er gehörte zum Kreis der deutschen Impressionisten um Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt. Er schuf in seiner kurzen Karriere zahlreiche Werke und wurde um 1900 von Publikum und Kritikern gleichermaßen geschätzt – und doch ist Philipp Klein heute fast in Vergessenheit geraten. Unsere Sonderausstellung „AUFGETAUCHT!“ will dies ändern. Nach mehr als 100 Jahren sind Bilder des Künstlers erstmals wieder in einer großen Präsentation zu bewundern.
Online-Aufruf führt zu zahlreichen „Wiederentdeckungen“
Neben Leihgaben aus bedeutenden Museen steuern auch Privatpersonen Bilder bei. Teils handelt es sich um bisher unbekannte Arbeiten oder um Werke, deren Spur sich nach der letzten großen Philipp-Klein-Schau im Jahr 1909 verloren hat. Diese „Wiederentdeckungen“ sind einem Aufruf zu verdanken, den wir im Frühjahr 2024 über unsere Online-Kanäle gestartet haben. Gesucht wurden Werke und Informationen zum Leben des Künstlers. Und die Resonanz war überwältigend.
Philipp Klein wurde 1871 in Mannheim geboren, war Autodidakt, wirkte in den damals führenden Kunstzentren München und Berlin und starb 1907 auf dem Zenit seines Erfolgs. Es haben sich allerdings kaum Aufzeichnungen erhalten. Jedes „wiederentdeckte“ Bild und dessen Geschichte liefert ein wichtiges Mosaikstück, um mehr über ihn und sein Werk zu erfahren. Es ist eine faszinierende Spurensuche, die noch lange nicht zu Ende ist. Unsere Entdeckungen wollen wir in Ausstellung und Katalog mit dem Publikum teilen. Für viele wird es sicher die erste Begegnung mit Philipp Klein sein.

Vom Wohnzimmer in die Ausstellung
Insgesamt zwölf dieser „Wiederentdeckungen“ sind in der Ausstellung zu sehen. Darunter auch zwei Bilder, die Anne Kutschera den Ausstellungsmachern anvertraut hat und die normalerweise im Wohnzimmer ihrer Eltern hängen. Ein großformatiges Ölgemälde von 1905 zeigt eine elegante Dame mit ausladendem schwarzem Hut.
Besonders angetan hat es uns auch die deutlich kleinere Strandansicht. Diese entstand in Viareggio an der italienischen Riviera – bei dem handlichen Format der Leinwand vielleicht sogar unter freiem Himmel direkt am Strand. Philipp Klein verbrachte dort 1906 gemeinsam mit seiner Ehefrau die Hochzeitsreise.
Zu sehen ist eine weißgekleidete Frau mit Strohhut und Kind. Sie sitzen auf dem Sand vor zwei Reihen Umkleidekabinen, im Hintergrund das Meer. Philipp Klein hielt diese Momentaufnahme als ebenso flüchtigen wie stimmungsvollen Eindruck von der Reise fest. Unten rechts hat sich der Künstler mit seiner Signatur verewigt. Strandansichten wie diese waren beliebte Motive der Impressionisten.

Ferien am Meer kommen in Mode
In der Ausstellung werden insgesamt drei Bilder gezeigt, die Klein in Viareggio malte. Bei ihrer Betrachtung fühlt man sich an Thomas Manns 1911 erschienene Novelle „Der Tod in Venedig“ erinnert, denn auch sie geben eine elitäre Gesellschaft wieder, die gerne unter sich blieb. Küstenorte erlebten zur damaligen Zeit einen regelrechten Boom. Betuchte Kreise verbrachten hier ihre Ferien. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Motive beim großbürgerlichen, kaufkräftigen Publikum besonders beliebt waren. Standen sie doch für die Sonnenseiten und den Erfolg einer Industrie- und Gründerzeitära.
Auf Kleins Strandbildern sind in der Mehrzahl Frauen und Kinder zu sehen, ohne die Männer und Väter, die unterdessen Unternehmen leiteten und damit ihren Familien den Luxus ermöglichten. Seine Strandstücke gehören zu den besonders reizvollen wie spontanen Momentaufnahmen in seinem Schaffen. Sie bestechen durch ihr flirrendes Spiel von Licht und Farbe. In ihrer bloßen Andeutung und Flüchtigkeit scheint hier der Augenblick des Malens und Betrachtens eins zu sein. Gleichzeitig kommen sie dem französischen Impressionismus sehr nahe und erinnern ebenso an die mondänen Strandstücke von Slevogt und Liebermann an Hollands Küste zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Philipp Klein im Kreis der Impressionisten
Die Sonderausstellung „AUFGETAUCHT!“ vereint ab Herbst rund 100 Gemälde und Grafiken. Neben Landschaftsaufnahmen gibt es auch Porträts und Stillleben zu bewundern. Die Hälfte der Exponate stammt von Philipp Klein. Zu seinen Arbeiten stoßen Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus seinem Umfeld. Angelehnt an die gemeinsamen Ausstellungen in den Kunstzentren München und Berlin, sind sie erstmals wieder in dieser Konstellation zu sehen. Zur bekannten Männerrunde um Slevogt, Corinth, Liebermann, Fritz von Uhde, Wilhelm Trübner und Leo Putz gesellen sich vielversprechende Zeitgenossinnen dieser Epoche wie Paula Modersohn-Becker, Lotte von Marcard, Juliet Brown sowie Anna Gasteiger.
Neugierig geworden?
Die Sonderausstellung „AUFGETAUCHT! Philipp Klein im Kreis der Impressionisten“ ist vom 21. September 2025 bis 6. April 2026 zu sehen.
Mehr zur Ausstellung
Lesetipp
Barbara Hofkamp: Philipp Klein. Der Impressionist aus Mannheim, Neulingen 2021