Das Osterfest und seine Symbole

Von verzierten Eiern bis hin zum hoppelnden Hasen als Gabenbringer – die Osterzeit ist von Brauchtum und starker Symbolik geprägt. Ebenso wie Weihnachten nimmt Ostern eine besondere Rolle innerhalb der Festtage im Jahreskalender ein. Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und der damit einhergehenden Kommerzialisierung des Festes hat es auch ökonomisch eine größere Bedeutung gewonnen.

Gefärbte und verzierte Ostereier

Im Jahreszeitenzyklus leitet die Osterzeit den Frühling ein, im Kirchenjahr stellt die österliche Zeit den Höhepunkt dar und feiert die Auferstehung Jesu. Die Vorbereitungen auf diese Zeit beginnen bereits am Aschermittwoch, dem Beginn der 40-tägigen Fastenzeit. In dieser war der Konsum von tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern verboten. Um die Eier, die in dieser Zeit von den Hühnern gelegt wurden, haltbar zu machen, wurden diese entweder verarbeitet oder gekocht. Um die gekochten von den rohen Eiern zu unterscheiden, wurden diese eingefärbt.

Hierbei ist die Farbe Rot besonders vertreten und symbolisiert das von Jesu vergossene Blut. In einigen Regionen Osteuropas haben sich viele verschiedene und aufwendige Techniken zur Verzierung der Ostereier erhalten. Das Dekorieren der Eier selbst ist eine uralte Praktik, die nicht erst mit dem Feiern von Ostern ausgeübt wird, sondern schon weit vor der Antike überliefert ist. So fand man in Afrika 60.000 Jahre alte verzierte Straußeier, die als Trinkgefäße verwendet wurden. Eier gelten in verschiedenen Kulturen als Zeichen des Lebens und der Wiedergeburt und wurden unter anderem auch als Grabbeigaben beigelegt. Der Brauch, Eier zu Anlässen wie Hochzeiten oder Geburten zu verschenkt, hat sich teils bis heute gehalten.

Osterhase – Symbol und Herkunft

Das (Oster-)Ei ist neben dem Osterhasen ein wichtiges Symbol des Osterfestes und wurde zunächst in protestantischen Regionen zu Ostern verschenkt – als Gegensatz zur Weihe der Eier im Gottesdienst in katholischen Regionen. Es ist bekannt, dass in den frühen Anfängen des Christentums auch Eier als Zeichen des Lebens verschenkt wurden. Allerdings ist deren Überbringung durch ein Tier speziell zu Ostern erst mit dem Protestantismus überliefert. Der Osterhase – der zum populärsten Überbringer der Ostereier auserkoren wurde –  geht auch auf das protestantische Brauchtum zurück. In einigen Regionen waren dies früher noch parallel andere Tiere wie beispielsweise die Osterhenne, ein Fuchs oder ein Storch. Der Hase steht ebenfalls symbolisch für den Kreislauf des Lebens und für den Beginn des Frühjahrs.

Der Frankfurter Arzt Johannes Richier beschreibt diesen Brauch bereits 1682 in seiner Dissertation „De ovis paschalibus [Von Ostereyern]“. In der Abhandlung lokalisiert er diesen Brauch „in Oberdeutschland, in unserer Pfalzgrafschaft, im Elsass und in benachbarten Gemeinden sowie in Westfalen“ und, dass „[…] der Osterhase solche Eier lege und in den Gärten im Grase verstecke, damit sie von den Knaben umso eifriger gesucht würden, zum Lachen und zur Freude der Älteren.“. Ab 1800 wird besonders im städtischen Bürgertum und bald auch überkonfessionell die Ostereiersuche zum zentralen Familienereignis, das besonders für Kinder zu einem wichtigen Bestandteil des Festes wird.

Brauchtum, Spiel und Backen an Ostern

Heute sind zahlreiche regionale Bräuche und Spiele rund um das Osterei erhalten – beispielsweise Eierschlagen, Eierrollen oder Eierlesen bzw. die Eierlage. Letztere ist ein Wettlauf, der wie folgt aus dem Eifelort Schönecken überliefert ist, aber auch überregional am Ostermontag stattfindet. Hierbei treten zwei junge Männern – der Läufer und der Raffer – gegeneinander an. Der Läufer muss in den Nachbarort laufen, das dort bereitgestellte Glas Wein trinken und einen Beweis dagewesen zu sein mitnehmen und wieder zurück zum Startpunkt laufen. Der Raffer muss in der Zwischenzeit 104 Eier, die in einer Reihe im bestimmten Abstand liegen, jeweils einzeln zum Korb tragen und läuft so eine ähnlich lange Distanz wie sein Wettstreiter. Gewinner ist derjenige, der seine Aufgabe zuerst vollendet hat.

Wirft man einen Blick in die Küche an Ostern, wird deutlich, dass die speziell zu diesem Fest zubereiteten Gerichte und Backwaren ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Diese weisen neben dem Festcharakter eine markant herausstehende Symbolik auf. Besonders gut lässt sich dies am Gebäck sehen. Hier finden sich bei Back- oder Springele-Formen beliebte Ostersymbole wieder. Der Osterhase ist sowohl aus Teig gebacken als auch in schokoladener Form sehr beliebt. Aber auch das Osterlamm ist ein gängiges Oster- und Backmotiv. Zur Osterzeit ist es in Bäckereien und am Ostermorgen auf dem Frühstückstisch anzutreffen. Das Lamm – ebenfalls ein Symbol des Lebens – symbolisiert im Osterkontext Jesus als „Agnus Dei [Lamm Gottes]“ und wird teilweise mit einer Fahne dekoriert. Diese soll Jesu Triumph über den Tod aufzeigen. Im Judentum war das Lamm ein Opfertier, dessen Fleisch seit den Anfängen des Christentums häufig zu Ostern geweiht wurde und das erste Fleisch war, das nach der Fastenzeit gegessen wurde.

„Nun marsch, zur Schule gehen“ – Ein Osterklassiker wird 100

Im 19. Jahrhundert setzte sich überkonfessionell der Osterhase als Symbol des Frühlings und Überbringer der Ostereier durch. Mit zunehmenden Erstarken der Spielzeugproduktion und dem Entstehen von Erzähl- und Bildmaterial für Kinder ist der Osterhase auch hier als zentrales Motiv nicht mehr wegzudenken.

„Die Häschenschule“ ist ein populäres Beispiel dafür und der Osterbuchklassiker schlechthin. Der Text stammt von Albert Sixtus (1892-1960), ein seinerzeit bedeutender Kinder- und Jugendbuchautor. Die Illustrationen sind von Fritz Gotha-Koch (1877-1956), der sich auch wegen seiner Karikaturen einen Namen machte. Das erstmals 1924 erschiene nostalgische Bilderbuch wird heute noch vorgelesen. Im Buch wird durch die anthropomorphen Häschen Hasenhans und Hasengretchen die Ausbildung zum (Oster-)hasen in Versform wiedergegeben. Zudem spiegelt sich hier in parodierender Form der schulische Alltag der Jungen und Mädchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wider. Der Text, so beschreibt es der Autor Albert Sixtus, nahm die Hasenspiele seines Sohnes Wolfgang im Familienkreis zum Vorbild und wurde in der Nacht zum 30. April 1922 verfasst.

Das Buch erscheint seit 1924 und feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Erscheinen. Mit der Zeit wurden einige Veränderungen und Anpassungen vorgenommen. So mussten nach dem 2. Weltkrieg neue Zeichnungen angefertigt werden, da die Druckplatten im Krieg verloren gingen. Zudem sind einige Bildelemente entfernt oder verändert worden – wie zum Beispiel der Rohrstock des Lehrers. Es gibt noch sechs weitere Geschichten, die auch in der Häschenschule angesiedelt sind, davon stammen allerdings nur zwei von Albert Sixtus selbst, die vom Winter und dem Wandertag erzählen.

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Pünktlich zu Ostern gibt es dort neue Exponate zu bewundern. Außerdem haben wir in den Vitrinen Ostereier versteckt. Machen Sie sich auf die Suche.