Italien schlägt bereits seit Jahrhunderten Reisende in seinen Bann. Heute schicken wir als Andenken Postkarten an die Daheimgebliebenen oder schießen zur Erinnerung Selfies vor berühmten Bauwerken. Die Touristen des 19. Jahrhunderts brachten kostbare Fotografien oder gleich ganze Alben aus "Bella Italia" mit nach Hause. Ein spannender Einblick in die Geschichte der Fotografie und des Reisens.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert boomten Schiffsreisen. Das betuchte Bürgertum unternahm Luxuskreuzfahrten und Millionen von Auswanderern machten sich auf den Weg ins ferne Amerika. Um Größe und Ausstattung der Riesendampfer entbrannte ein erbitterter Wettstreit.
Heute streng verboten, aber für Ägypten-Touristen im 19. Jahrhundert war die Besteigung der Cheops-Pyramide ein besonderer Höhepunkt. Ob auch Carl und Anna Reiß die Stufen erklommen haben, ist nicht überliefert. Das Mannheimer Geschwisterpaar zog es gleich zweimal an den Nil.
Als die Geschwister Carl und Anna Reiß 1893 ihre große Weltreise antraten, die sie vom Hafen von Marseille ausgehend über China, Japan und Nordamerika wieder nach Mannheim führte, waren die beiden bereits ein im wahrsten Sinne des Wortes erfahrenes Reisegespann. Zahlreiche Reisen durch Europa und den Nahen Osten hatten sie bereits gemeinsam absolviert, bevor es sie dieses Mal in den Fernen Osten zog.
Unzählige Graffiti und Inschriften an den Pyramiden, der Sphinx und den kolossalen Portalfiguren von Abu Simbel zeugen bis heute von dem ungebrochenen Wunsch nach persönlicher Verewigung. Seit jeher verspüren Reisende beim Anblick der mächtigen Bauwerke des Alten Ägyptens Ehrfurcht und Begeisterung. Der tiefempfundene Wunsch, das Erleben eines solch erhebenden Moments für die Nachwelt zu dokumentieren, ist angesichts dieser emotionalen Ausnahmesituation und des starken Stimulus dieser magischen Orte nur allzu menschlich.
Wenn etwas Carl und Anna Reiß verband, dann war es ihre unbändige Reiselust, die sie in zahlreichen Reisen rund um den Erdball führte. Vor allem Ägypten faszinierte die beiden Geschwister der bedeutenden Mannheimer Unternehmerfamilie. 1879 bereisten sie zum ersten Mal das Land der Pharaonen, ein zweiter Aufenthalt folgte 1895 im Zuge einer längeren Orientfahrt.