Natur in Glas

Im BUGA-Jahr 2023 werden in Mannheim unterschiedlichste Garten- und Parkgestaltungen präsentiert. Das Thema Gärten wird auch in Museen sichtbar. Ein erholsamer Spaziergang im Museum Peter & Traudl Engelhornhaus wird zur Reise in eine faszinierende „Garten“welt aus Glas. Die Sonderausstellung „Herzklopfen“ birgt einige Kunstwerke, die direkt von der Natur inspiriert wurden.

Von Monets Seerosen inspiriert

Die multidisziplinäre Künstlerin und Designerin Federica Marangoni zitiert in ihrem Kunstobjekt Le grand nymphea rose (1984) Claude Monet. Dicke, gegossene Glasplatten bilden dafür die Grundlage. In ihnen schimmern farbig angelegte Seerosen. Licht ist für die Künstlerin ein zentrales Element, denn „ohne Licht gäbe es kein Leben“. Es ist immateriell, lässt sich weder greifen noch begreifen und wird nur sichtbar, wenn es auf Materie trifft. Umgekehrt wird Materie erst durch das Auftreffen von Licht sichtbar.

Claude Monet und die Impressionisten setzten sich damit auseinander und versuchten Licht mittels Farbe darzustellen. Federica Marangoni setzt Licht als gestaltendes Medium für ihr verträumt wirkendes Werk ein, das Bezug nimmt auf Monets berühmte Seerosenbilder. Claude Monet verwendete die von ihm zur Vollendung gebrachte Technik des „kurzen Pinselstriches“. Mit ihr gelang es ihm auf einzigartige Weise, das Flimmern der Luft über dem Wasser festzuhalten. Marangoni überträgt dies in Glas: Die künstliche Lichtquelle verleiht den „Seerosen“ Bedeutung, fokussiert den Blick und lässt bisher Unsichtbares plötzlich flirrend aufleuchten. Das Glas gibt zugleich dem Licht die Bühne, sich in Szene zu setzen.

Meeresmotive

Weniger an Teiche, sondern eher an den Meeressaum erinnert Opaline and Oxblood (1988) des amerikanischen Glaskünstlers Dahle Chihuly. Die Verwendung gerippter optischer Formen ist für die Ästhetik der Einzelteile von wesentlicher Bedeutung. Geschmolzene Glasmasse wird in diese Formen getaucht, um sich wiederholende Muster zu erzeugen, die von linearen Wicklungen umgeben sind. Die Objekte entsprechen seinen Seaforms – Gebilden, die an Muscheln, Wellen und andere Meeresmotive erinnern.

Baumstümpfe

Der Natur verpflichtet ist auch das nächste Objekt. Seit rund 20 Jahren arbeiten der niederländische Glasbläser Vincent Breed mit der in Paris ansässigen Designerin Matali Crasset zusammen. Die Natur und die Wiederverwendung organischer Materialien stehen dabei immer im Focus ihrer Objektreihen. Zwischen 2011 und 2012 beschäftigten sie sich mit Souches – Baumstümpfen.

Breed hat dabei die Glasmasse direkt auf eine Wurzel eines Baumes geblasen, der im Sturm beschädigt wurde oder auf Äste mit ihrer spannenden Struktur. Das Ergebnis war nicht vorhersehbar, denn das flüssige Glas nimmt im Holz Gestalt an und wird zum Abdruck. Die Wurzel ist die Erinnerung an einen verschwundenen Baum. Sie offenbart die Kraft und Restenergie der einstigen Pflanze und bannt sie in Glas. Das gläserne Material ist quasi der Atem, der das Holz neu zum Leben erweckt. Das hölzerne Fragment lässt neue Landschaften erkennen, ein bergiges Relief mit Spitzen und Mulden und Bäumen mit grünen Reflexionen. Wie durch eine Lupe offenbart das in den Stumpf eingebettete, transparente Glas ein ungeahntes Universum.

Wolken

Auch die Weite des blauen Himmels lässt sich in Glaskunstwerken nachempfinden. Die Installation Wolken (2012) verkörpert Jeremy Maxwell-Wintreberts Kindheitserinnerungen an Tage, an denen er im Gras lag und sich die ständig veränderten Wolken am Himmel betrachtete. Wie alle Schöpfungen von ihm ist auch dieses Kunstwerk ohne Hinzuziehen einer Form frei mundgeblasen. Die Leichtigkeit der Wolken ist reine Illusion. Phantasievoll, farbenfroh mit zarten Adern durchzogen, leuchtend, vereinen sie Tradition, Modernität und spiegeln die Bewegung, mit der sie geformt wurden. Der Künstler beschreibt seinen kreativen Prozess als eine Evolution, die von den Grenzen und Möglichkeiten geleitet wird, die das mundgeblasene Glas bieten kann. Die bauchigen Pendelleuchten verweisen zugleich auf die vielfältigen Facetten von Glas und das kreative Potential, das in dem Werkstoff steckt.

Natur und Glaskunst sind perfekte Partner. Die vorgestellten Werke zeigen den Einfallsreichtum der Glasbläserei. Die zarten Formen und die leuchtenden Farben der Skulpturen begeistern als Natur in Glas.

Neugierig geworden?

Diese und viele weitere faszinierende Kunstwerke können Sie bis 25. Juni 2023 in der Sonderausstellung Herzklopfen bewundern.

Ein Film gewährt Ihnen einen ersten Einblick.

Glas ist ein überaus facettenreiches Material. Erfahren Sie in unserer Blog-Reihe mehr über die Verwendung von Glas in verschiedenen Epochen.